Der ADFC-Mapathon, ein Wunsch-Radwegenetz für Offenburg

Interessierte Bürgerinnen und Bürger haben gemeinsam mit dem ADFC und der Bürgerinitiative Rückenwind ein Wunsch-Radwegenetz für die Stadt Offenburg entwickelt.

Der ADFC Offenburg sowie Aktive der Bürgerinitiative Rückenwind haben für die Stadt Offenburg und Umgebung ein Wunsch-Radwegenetz entwickelt. Das Konzept wurde von Mitgliedern der beiden Organisation in mehreren Arbeitsgruppen entwickelt und dann der Öffentlichkeit vorgestellt. Zahlreiche Kommentare, die und sowohl schriftlich als auch in einer öffentlichen Videokonferenz erreicht haben, wurden eingearbeitet.

Das Ergebnis ist ein attraktives und kohärentes Netz von Radwegen, das Bürger motivieren soll, möglichst viele tägliche Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen und damit das Verkehrsnetz und die Umwelt zu entlasten und die Verkehrswende zu unterstützen. Es ist damit auch ein wesentlicher Input zu dem Masterplan Verkehr 2035. Zu Fragen der praktischen Implementierung von Radwegen (Breite der Radwege, Abtrennung zum Autoverkehr, Organisation von Kreuzungen etc.) macht der Mapathon keine Aussagen, jedoch wird erwartet, dass Radfahrende zumindest die Hauptwege sicher, bequem und zügig befahren können.

Die Vorteile des Fahrrads für den Nahverkehr sind offensichtlich:

  • Fahrrad fahren fördert die Gesundheit
  • Im innerstädtischen Verkehr und auf kurzen Strecken ist das Fahrrad oft schneller und bequemer
  • Fahrrad fahren ist umweltfreundlich, macht weder Lärm noch Abgase
  • Das Fahrrad benötigt weniger Platz (fahrend oder parkend)
  • Fahrrad fahren ist preisgünstig

Und mittels Pedelecs können nun auch anspruchsvollere Strecken leicht bewältigt werden.

Seit 1979 legt die Stadt Offenburg ambitiöse Radförderprogramme auf, die dazu geführt haben, dass Offenburg mehrfach als fahrradfreundlich(st)e Stadt ausgezeichnet wurde. Das Radförderprogramm V aus dem Jahre 2013 hatte nicht denselben Erfolg, inzwischen ist Offenburg in das obere Mittelfeld der fahrradfreundlichen Städte abgerutscht.

Im Radförderprogramm V+ aus dem Jahre 2020 wurde der Aspekt der subjektiven Sicherheit in das Radförderprogramm aufgenommen, in der Erkenntnis, dass Verkehrsteilnehmer nur dann auf das Rad umsteigen, wenn sie dort nicht nur sicher sind, sondern sich auch sicher fühlen. Die noch in Fahrradförderprogramm V beworbene Strategie, Radwege mittels Schutzstreifen auf Hauptverkehrsstraßen zu legen und damit in direktem Konflikt mit dem Autoverkehr zu bringen, erwies sich als kontraproduktiv. Erschwerend kommt hinzu, dass in den letzten Jahren der fahrende sowohl als auch der stehende Autoverkehr weiter zugenommen hat. Die Konsequenz war eine weitgehende Ablehnung der neuen Schutzstreifen durch die radfahrende Bevölkerung (u.a. Fessenbacherstraße, Ortenbergerstraße, Rammersweierstraße), was sich nicht nur in zahllosen Protestschreiben besorgter Bürger, sondern auch in besonders schlechten Noten in Fahrradklimatest 2020 ausdrückt (Note 4,5 für den Mischverkehr mit Kfz).

Um die Sicherheit der Radfahrenden zu erhöhen, schlägt der Mapathon vor, Radwege, wo immer möglich, von Kfz-Hauptachsen zu trennen.  Fahrradstraßen, in denen Fahrradfahrende Vorrang vor Autos haben, sind ein zukunftsweisendes Konzept, das demnächst auch in Offenburg an vier Stellen erprobt wird. Fahrradwege oder Fahrradstraßen entlang von Flüssen oder Bahnlinien sind als Hauptfahrradachsen besonders geeignet, denn sie sind kreuzungs- und verkehrsarm und damit vergleichsweise sicher. Radwege entlang von vielbefahrenen Straßen sind dagegen gefahrenträchtig und auch wegen der hohen Lärm- und Luftbelastung wenig attraktiv. Dies gilt gleichermaßen für den Stadtverkehr wie für Landstraßen.

Als Grundkonzept schlägt der Mapathon sternförmige Radwege nach Offenburg vor, unterteilt in Haupt- und Nebenwege, sowie 2 ½ Ringstraßen um den Stadtkern (Karte links). Zusammen (Karte unten) sollten diese Wege jedem/r Radler/in ermöglichen, seine/ihre regelmäßigen Fahrten effizient zu absolvieren.

Ein neuer Aspekt ist die Verbindung zwischen den geplanten oder sich in Planung befindenden Radschnellwege von Kehl, Appenweier, Gengenbach und Lahr nach Offenburg die auch innerhalb Offenburgs weitergeführt werden müssen.

Empfohlen wird:

  • Eine schnelle Radverbindung von der Kinzig über die Badstraße und das westliche Mühlbachufer zum Unteren Mühlbach,
  • Eine schnelle Radverbindung von der Kinzig über die Badstraße und die Kniebisstraße zur Bahnparallele zur Zähringerstraße und weiter über die Wilhelmstraße und Rammersweierstraße in Richtung Appenweier (die ursprünglich vorgesehene schnelle Routenführung über die Ostseite des Grüngürtels Stadtmauer kann nach der jüngsten Entscheidung des Stadtrats bezüglich des Grüngürtels nicht mehr realisiert werden)

Wesentlich für den innerstädtischen Radverkehr sind die Querungen der Bahntrassen. Die geplante neue Unterführung im Bahnhofsbereich muss so gestaltet sein, dass auch bei starkem Bahnreiseverkehr der Radverkehr nicht behindert wird.  Alternativ wäre eine Sanierung der existierenden Radtrasse unter der Bahnhofsnordseite denkbar. Weitere Übergänge sind vonnöten im Norden (etwa Englerstraße, insbesondere in Hinblick auf die Verlegung der Klinik) sowie im Süden (etwa Drosselweg).

Die Kernstadt innerhalb der Stadtmauer weist, mit Ausnahme der Hauptstraße, keine Radwege aus. Im Interesse einer lebenswerten und attraktiven Innenstadt sollte dieser Teil vom Durchgangsverkehr jeder Art freigehalten werden.

In der Oststadt sind mehrere Spielstraßen eingerichtet, die nicht dem Spielen oder dem Erholen, sondern der Verkehrsberuhigung und vor allem dem Parken dienen. Einige davon werden hier als Fahrradstraßen vorgeschlagen, wobei durch geschickte Straßenführung und Verkehrsschilder sichergestellt werden, muss, dass sie nicht als Durchgangsstraßen für den motorisierten Verkehr missbraucht werden. Insbesondere die Moltkestraße könnte durch eine Fahrradstraße in der Hildastraße entlastet werden.

Der Bahnhof ist ein zentrales Ziel für viele Radfahrende, gute Verbindungen zum Bahnhof sind daher notwendig. Im Rahmen der Neuplanung des Bahnhofviertels muss dies entsprechend berücksichtigt werden. Auch die südliche Okenstraße muss als wichtiger Zugang zum Bahnhof beidseitig gut befahrbar sein.

Problematisch ist die Verbindung zwischen Zell-Weierbach und Rammersweier, da hier nur eine einzige Straße existiert, in der das Fahren zunehmend durch parkende Autos behindert wird. Im Hinblick auf die zukünftige Realschule in Zell-Weierbach muss hier eine fahrradfreundliche Lösung gefunden werden.

Überhaupt ist die starke Zunahme des ruhenden Verkehrs ein wesentliches Problem. Die Stadt sollte die geplanten Möbilitätsangebote (Carsharing etc.) beschleunigen und gleichzeitig die rechtlichen Möglichkeiten zur korrekten Bepreisung des öffentlichen Parkraums nutzen (s.a. Landeskoalitionvereinbarung vom Mai 2021)

Von den fehlenden Fahrradwegen, die im Plan rot gekennzeichnet sind, wird besonders auf die folgenden hingewiesen:

  • Eine bessere Verbindung zwischen dem Bahnhof und dem Industriegebiet West bis etwa Edeka. Vorgeschlagen wird eine geradlinige Strecke über die existierende Brücke (Ecke Freiburger-Kinzigstraße) Richtung Edeka, sowie eine Brücke über die Freiburger Straße mit einem effizienten Anschluss an die Wasserstraße;
  • Eine Verbindung zwischen Schutterwald und dem Industriegebiet West durch den Stadtwald  

Außerhalb Offenburgs werden folgende ergänzende Radwege empfohlen:

  • Eine Brücke über den Renchkanal westlich der Eisenbahnbrücke, zur Verbindung Appenweier - Achern;
  • Eine Verbindung zwischen Niederschopfheim Richtung Schuttern westlich der Bahnlinie, zur Vervollständigung einer B3-fernen Strecke Offenburg - Lahr;
  • Eine Verbindung nach Gengenbach entlang der Kinzig;
  • Eine Vervollständigung der asphaltierten Straße südlich der Kinzig zwischen Willstätt und Kehl
  • Eine Verbindung zwischen Offenburg und Goldscheuer abseits der verkehrsreichen L98 (muss wegen des vermutlich geringen Verkehrsaufkommens nicht unbedingt asphaltiert werden).

Der Mapathon ist online für alle Interessierten verfügbar auf http://umap.openstreetmap.fr/de/map/adfc-offenburg_539297#13/48.4719/7.9807.

Downloads

Ringwege

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Hauptwege

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