Der ADFC-Fahrradklima-Test 2022 in Offenburg
Stillstand bei Offenburg's Fahrradfreundlichkeit
Die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests für 2022 bescheinigen Offenburg Stillstand bei der Fahrradfreundlichkeit. In Schulnoten bewerten die 434 Teilnehmer Offenburg demnach mit einer 3,6. Dies sei das gleiche Ergebnis wie 2018 und 2020, aber schlechter als in den Jahren zuvor. Vergleichbare Kommunenwie Tübingen oder Konstanz erzielen dabei bessere Ergebnisse. Für eine Stadt, die sich seit Jahrzehnten der Fahrradförderung verschrieben hat und in der das Fahrrad ein wichtiges Verkehrsmittel ist, könnten diese Ergebnisse nicht zufrieden stellen.
Interessant sei der Blick in die Details: Die Teilnehmenden bringen zum Ausdruck, dass Offenburg grundsätzlich „fahrradgeeignet“ ist – denn gute Noten erzielt die Stadt bei der Erreichbarkeit des Stadtzentrums (2,2), bei der Möglichkeit, zügig voranzukommen (2,7) und bei der Einschätzung, dass in Offenburg alle Bevölkerungsgruppen von Jung bis Alt aufs Rad steigen (2,8). Sie erkennen auch an, dass die Stadt im Bereich der Radverkehrsförderung aktiv ist und bewerten die Werbung für das Radfahren und die Radverkehrsförderung in letzter Zeit deutlich besser als in anderen Städten. Mit Noten von 3,0 und 3,4 besteht jedoch noch Verbesserungspotenzial.
Wenn es um die Faktoren gehe, die den Alltag und die Sicherheit der Radfahrenden bestimmen, sind Ergebnisse nicht zufriedenstellend: Beim Sicherheitsgefühl und bei Konflikten mit KFZ schneidet die Stadt mit Noten von 4,0 und schlechter ab. Genauso schlecht werden die Ampelschaltungen für Radfahrende und die Verkehrsführung in Baustellen bewertet (Note 4,3). Während die Oberfläche der Radwege mit 4,1 als ausreichend bewertet werde, wird die Breite der oft alten Radwege mit 4,7 sehr schlecht bewertet. Besonders schlecht schneidet Offenburg beim Thema Fahrraddiebstahl ab (Note 4,7), in dieser Kategorie ist seit der letzten Erhebung die stärkste Verschlechterung zu verzeichnen.
Viele Teilnehmer kommentierten auch und brachten so die Unzufriedenheit mit der Radinfrastruktur zum Ausdruck. Als Beispiele werden Mischverkehr und schlechte Radwege genannt. Auf Kritik stoßen zudem die mangelnde Einheitlichkeit und Verständlichkeit der Infrastruktur. Ein erheblicher Anteil der Teilnehmenden fühlt sich im Mischverkehr mit KFZ unwohl (Drängeln durch Autos, enge Überholabstände und schlechtes Sicherheitsgefühl).
Der ADFC in Offenburg freut sich über die erneut gute Teilnahme am Fahrradklimatest, erlebt aber auch Frustration unter manchen Teilnehmenden, „da die gleichen Kritikpunkte seit Jahren vorgebracht werden, aber in der Gestaltung der Verkehrsräume unzureichend berücksichtigt werden“. Die Teilnehmer am Fahrradklimatest sind Experten für ihre täglichen Wege durch die Stadt und wüssten oft am besten, wo der Schuh drückt und wie konkrete Verbesserungen aussehen könnten.